Die Frauenheilkunde gehörte in Deutschland bis in die Mitte der achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts zu den großen Fächern der Medizin, neben der Inneren Medizin und der Chirurgie. Durch Veränderungen wie Studienreform, Krankenhausfinanzierung, neuen Operationstechniken, Verringerung der Liegezeiten, ambulante Operationen in Tageskliniken etc. ist es zu einer erheblichen Veränderung des Faches gekommen. Heute muss die Frauenheilkunde sich im klinischen Alltag gegenüber anderen Fächern behaupten.

Gynäkologie und Onkologie

Dabei war die Gynäkologie immer ein klinisches Fach mit einem hohen Anteil an onkologischer Tätigkeit. Brust- und Eierstockkrebs gehörten und gehören weiterhin zu den häufigsten Krebserkrankungen der Frau, Zervix- und Endometriumkarzinom waren immer die Domäne der Frauenheilkunde. In vielen Kliniken Deutschlands wurde die operative Behandlung der Brust durch die Frauenärzte in den siebziger Jahren übernommen. Hinzu kam die Einführung der Brusterhaltenden Therapie (BET) des Mammakarzinoms. Frauenärzte konnten Frauen mit ihren Problemen ganzheitlicher betreuen als andere Fachgruppen. Nach der Operation wurde in vielen Kliniken die Chemotherapie angeboten. Eine anschließende Bestrahlung konnte meist im gleichen Haus durchgeführt werden.

Niederlassung gynäkologischer Onkologen

Daraus resultierte, dass viele gut ausgebildete Frauenärzte in die Niederlassung gingen und das Erlernte auch in der eigenen Praxis anwenden wollten. Dies begann am Anfang der neunziger Jahre. Mit Hilfe der neuen supportiven Therapien war es möglich, die Patientinnen nach einer Chemotherapie bei hoher Lebensqualität ambulant zu betreuen. Nach kurzer Zeit konnte sie sich wieder in ihrer vertrauten Umgebung aufhalten. Durch intensive Zusammenarbeit zwischen einzelnen Kliniken und den spezialisierten Ärzten, der Hinzunahme von Pflegediensten, dem HOME-Care-Projekt (Dr. Bernd Suchy) in Berlin, sowie psycho-onkologisch ausgebildeten Psychotherapeuten, konnte eine gute Versorgung von Krebspatienten sichergestellt werden. Dadurch wurde die Qualität der Behandlung mit wohnortnaher, kompetenter Betreuung durch den gleichen Arzt und sein Team deutlich gesteigert. Zweitmeinungen für Patientinnen und niedergelassene Kollegen waren jetzt möglich und wurden die Regel.

Gründung des BNGO e.V. im November 2002

In dieser Situation war es notwendig geworden, aus den einzelnen Praxen einen Verband zu gründen, der sich für standardisierte Behandlung, Dokumentation und Transparenz in der gynäkologischen Onkologie einsetzen würde. Dr. D. Chatsiproios, Dr. P. Klare und Dr. H.-J. Hindenburg haben bereits 2001 die Vorarbeiten geleistet, die letztlich zur Gründung des BNGO e.V. im November 2002 in Berlin führten. Mit zunächst 32 eingeschriebenen Mitgliedern wurde damals begonnen. Heute sind wir ein prosperierender Verein mit vielfältiger Tätigkeit in berufspolitischer als auch fachlicher Hinsicht zur Verbesserung der Arbeitssituation unserer Mitglieder, aber vor allem zur besseren Betreuung unserer Patientinnen.

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